Lesezeit: 3 Minuten

Als Urlauber hat man es nicht einfach. Rein ins Flugzeug oder ins Auto, wenige Stunden später schon ist man in einem komplett anderen Kulturkreis gelandet. Dafür braucht´s nichtmal den Urlaub im afrikanischen Busch. Urlaubsländer in nächster Umgebung zeigen uns die engen Grenzen des eigenen Horizonts auf. Damit Sie auf Reisen möglichst Fettnäpfchen vermeiden, hier ein kleiner Führer durch die Hürden des Urlaubs.

Benehmen im Urlaub

Begrüßungen östlich von Wien

In Österreich gibt man sich zur Begrüßung klassisch die Hand. Besser gesagt: man zerquetscht sie, es wird gedrückt bis die Finger knacken. Ein fester Händedruck unter Männern zeugt von Charakter. Im arabischen Raum hingegen gibt man sich die Hand nur ganz locker. Während man bei uns im Normalfall als wohlerzogener Bürger zuerst die Damen begrüßt, haben in Ländern wie Dubai oder Ägypten die Männer den Vorrang. Den Damen darf man einen scheuen Blick zuwerfen, sollte intensiven Augenkontakt vermeiden. Zudem sollte man sich in der Begrüßungszeremonie von Alt nach Jung durchkämpfen. In vielen Ländern Asiens gibt man sich gar nicht die Hand. Eine angedeutete Verbeugung ist hier Usus. Je tiefer sie ausfällt, desto höher der Respekt vor der begrüßten Person. Das Bussi zur Begrüßung geben sich bei uns Frauen untereinander und Männer und Frauen. In vielen Ländern in Südosteuropa ist der Kuss auf die Wange auch unter Männern üblich. Wer ablehnt, gilt als kalter Nordländer.

Türkei: feel invited!

Für viele Österreicher die Hölle auf Erden ist ein Einkaufsbummel in der Türkei. Während bei uns Verkäufer recht passiv darauf warten, dass man sie zu sich bittet, zerren einen die Türken förmlich von der Straße in ihr Geschäft. „Darf ich Sie zu einem Apfeltee einladen,“ diesen Satz hört man am laufenden Band. Handel in der Türkei funktioniert eben anders. Zuerst wird mal geplaudert, erst dann geht es ans Geschäftliche. Wer das Gegenüber überfällt, gilt nicht gerade als höflich. Übrigens: die Einladung zum Tee ist nicht ein billiger Trick, um den Umsatz zu steigern, sondern durchaus eine Einladung zum Tratsch die man durchaus annehmen sollte. Für uns Europäer kann das schnell zur Geduldsprobe werden.
Italien: Alta Moda e mangiare bene!

Italien: alta moda e mangiare bene

Nur wenige Kilometer von Österreich entfernt, trotzdem eine andere Welt ist Italien. Für den typischen Italiener sind Österreicher einfach nur Barbaren. Ein Italiener würde nie und nimmer in Badelatschen im Urlaub den Spaziergang in einer Stadt wagen. Dio mio! Wer auf sich hält, brezelt sich auf, als ginge er auf eine Hochzeit. Der Schlabberlook den wir im Urlaub pflegen, gilt in Italien als untragbar. Auch zu Tisch sind wir verrufen. Während es bei uns üblich ist, sich im Restaurant mit einer Speise zu begnügen, kommt das für den Italiener gar nicht in Frage. Wer auf den Primo Piatto in Form eines Nudelgerichts, Risotto oder zumindest eines Antipasto verzichtet und sofort zur Pizza übergeht, wird mittlerweile zwar toleriert, ganz koscher kommt es dem Genussmenschen in Italien aber nicht vor. Auch zu Mittag genießt man in Italien gerne ein komplettes Menü. Dafür sind die einzelnen Gänge Portionen etwas kleiner als bei uns, wo das Schnitzel über den Tellerrand zu hängen hat um goutiert zu werden.

Spät, später Spanien!

Der Lebensrhythmus in südlichen Ländern ist generell anders als bei uns. Morgens um 7 ins Büro zu gehen, kommt für den Südländer gar nicht in Frage. Dafür sind die Geschäfte abends auch wesentlich länger geöffnet. Dadurch verschiebt sich der komplette Lauf des Lebens aber weiter nach hinten. Die Spanier sind aber wohl europäische Spitzenklasse. Abendessen vor 9? Niemals! Vor Mitternacht braucht man in spanischen Städten nicht mal dran zu denken, in eine Disko zu gehen.

Frankreich: Unpünktlichkeit und Alkohol rund um die Uhr

Auch in Frankreich speist man anders als hierzulande. Bereits zu Mittag ist es nicht unüblich sich Wein zum Essen zu genehmigen. Wird man in Österreich schief angeschaut wenn man sich zum Mittagessen ein Viertel Rot genehmigt, ist das in Frankreich ganz normal, auch an Werktagen. Betrunken wird man den Franzosen trotzdem selten bis nie sehen. Man genießt, weiß aber wann genug ist. Ist man in Frankreich zum Essen eingeladen, gilt pünktliches Erscheinen durchaus nicht als höflich. Man kommt mindestens 15 Minuten zu spät. Das macht man, um dem Gastgeber die Möglichkeit zu geben, wirklich mit allem fertig zu sein und nicht in eine unaufgeräumte Wohnung reinzuplatzen.

Afrikanische Geduldsprobe

Wer in Afrika südlich von Ägypten auf Shoppingtour geht, sollte Geduld mitbringen. Es kann, wenn es die Zeit zulässt, durchaus ein Geduldspiel werden, bis man zur Sache kommt. In vielen Gegenden in Afrika erkundigt man sich gegenseitig zuerst nach dem eigenen allgemeinen Befinden, dann nach dem der Familie, anschließend werden Anekdoten ausgetauscht. Bis man zur Sache kommt, können schon mal 1-2 Stunden vergehen. Zeit hat in Afrika eine andere Bedeutung. Pünktlichkeit sollte man sich nie erwarten. Am besten gar nicht erst nach einem Zeitpunkt fragen.