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Die Faszination Kairos ergreift einen bereits im Flugzeug vor der Landung. Wie aus dem Nichts tauchen die Häuser Kairos aus der Wüste auf, um für eine gefühlte Ewigkeit kein Ende zu nehmen. Zuerst scheint sich die Wüste mit ihrer Farbe in den Wänden der Siedlungen wieder zu finden, um anschließend immer wieder in kleine, grüne Oasen überzugehen. Zwischen Hurghada und Kairo nicht mal ein Haus, und plötzlich das! Mit offenem Mund schaue ich aus dem Fenster und erahne wie riesig Kairo ist. Geschätzte 25 Millionen Einwohner leben in dieser größten, arabischen Stadt. Drei Mal Österreich auf einem Fleck inmitten des Nichts der Wüste Ägyptens.

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Cairo is a city where nothing works, but everything is possible

Zugegeben, ein sportliches Unterfangen das ich mir vorgenommen habe. Ein Tag genügt nicht um irgendeine Stadt zu erkunden, schon gar nicht wenn es sich dabei um eine der größten der Erde handelt. Einen Eindruck möchte ich mir verschaffen von der Hauptstadt Ägyptens, die Pyramiden und die Sphinx, vielleicht den alten Markt besuchen und dann wieder ab nach Hurghada. Mein Sitznachbar im Flugzeug, ein Schwede der schon über 10 Jahre in Kairo lebt, rät mir mich sofort am Airport um ein Taxi zu kümmern das mich den ganzen Tag herumkarrt. „Cairo is a city where nothing works, but everything is possible,“ beschreibt er mir die Zustände in der Stadt mit einem Satz recht präzise.

Ich habe Glück und stoße sofort auf Ali, einen jungen Burschen der mich in der Ankunftshalle anquatscht. „Need a driver?“ Nach kurzem Verhandlungen rund um das Bakschisch für den Service, einigen wir uns auf 400 ägyptische Pfund, circa 60 € für 7 Stunden im Verkehrschaos. Die Fahrt zu den Pyramiden geht über den äußeren Ring erstaunlich zügig. „This is not Cairo my friend, you are gonna see many people sitting in even more cars“ zerstört der Fahrer des alten Renault meine Hoffnungen dass ich den ganzen Tag ohne Stau auskomme.

Kairo: Jalla Jalla!

Die Stadt scheint von der Autobahn aus betrachtet wie eine einzige, große Baustelle. Ich bin mir nie sicher, ob die Häuser gerade gebaut werden, nicht mehr fertiggebaut werden oder schon wieder am Verfallen sind. Die Menschen haben sich von der sandigen Wüste in die Betonwüste weiterbewegt. Gelebt wird, wo Platz ist, und der ist rar. Zwischen den Hochhäusern sieht man die Stände der Obsthändler, Autowerkstätten und Lebensmittelhändler in Verschlägen und engen Gassen. Das Leben pulsiert, alles ist in Bewegung, egal ob auf einem Fuhrwerk mit Muli vorgespannt oder einem zu einem Transportbus umfunktionierten Mitsubishi. Während ich fasziniert auf dieses Treiben starre, erzählen mir der Fahrer und mein Guide unter ständigem Ziehen an Marlboros vom täglichen Leben in Kairo. Das sich untereinander Arrangieren, Fussball, Religion, Jobsituation, Politik, die beiden sind besser als es jemals ein gebuchter Reiseleiter sein könnte.
Sphinx Kairo

Die Pyramiden von Gizeh und die Sphinx

Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir die Pyramiden von Gizeh. „I will bring you to a friend who will show you around.“ Oh Oh, das hätte ich mir denken können, nun geht´s ans Abzocken. Der Freund entpuppt sich als der selbsternannte König der Reiseleiter mit Kamelen, Pferden und Guides. Das Feilschen entpuppt sich als lustiger als erwartet. Wir einigen uns auf umgerechnet 20 € für den Ritt am Kamel rund um die Pyramiden. „If you want I bring you to Lybia Sir, we can have a cup of coffee with Mr Gaddaffi there.“ Der Humor der Ägypter ist trocken wie der Sand der Wüste. Dafür spare ich mir das lästige Anstehen am Ticketschalter und sehe die Pyramiden aus ungewöhnlicher Perspektive.

Kamel in Ägypten

Als Nichtreiter wird mir zwar nicht schlecht auf dem stinkenden und schwankenden Tier, ganz wohl ist mir aber auch nicht wie ich so durch die Dünen reite. Den Ritt auf dem Kamel kann ich nur empfehlen, zumal mein Guide einige interessante Details über die Geschichte Ägyptens zu erzählen weiß. Die Pyramiden sind mit Worten nur schwer zu beschreiben. Was auf Fotos beeindruckend aussieht, ist live und ungeschminkt absolut unglaublich. Cheops und Chephren sind die beiden größten der 9 Pyramiden. 137 Meter ragt die Cheopspyramide in den blauen Himmel. Die Steine, die auf Bildern immer glatt und wohl sortiert aussehen, sind jeder für sich riesenhafte, von Wind und Zeit gegerbte Quader. Wie es die Baumeister und Arbeiter vor 5000 Jahren geschafft haben diese Bauwerke zu Ehren der Pharaonen zu errichten bleibt mir ein Rätsel. Das Innere der Pyramiden erspare ich mir auf Anraten von Besuchern die sich schon in die leere Grabkammer gezwängt haben.

Auch die Sphinx ist beeindruckend. Der Wächter der Pyramiden mit Löwenkörper, Menschenkopf und Frauengesicht wurde zu einem großen Teil aus einem einzigen Fels gehauen. Ich lasse mir von einem Polizisten ein Erinnerungsfoto schießen und feilsche mit einem der Verkäufer um eine Holzkatze so lange bis ich sie um 5 € bekomme. Als Tourist mein gutes Recht mich mit Ramsch einzudecken.


Verkehrschaos in Kairo

Der Weg von den Pyramiden zur Innenstadt ist ein einziges Chaos. Man stelle sich den Verkehr in Neapel vor und multipliziert das ganze mit 100. Als ich kurz aufatme als mein Chaffeur bei Rot über die Ampel fährt, beruhigt er mich nicht wirklich mit der Anmerkung dass man in Kairo nur bei Ampeln mit Kamera stehenbleibt. Regeln gibt es genauso wenig wie ein Vorankommen. Die 25 Millionen Einwohner sind in gefühlten 50 Millionen Autos unterwegs. Man arrangiert sich mit lautem Hupen, ich bin aber froh dass ich nicht am Steuer dieses sehenwerten Gewusels sitze. Wir passieren die nobleren Viertel der Stadt mit den Botschaften und Hotels und queren den Nil.


Khan el-Khalili: Shopping auf arabisch

„Guten Tag mein Freund. Woher kommst du? Österreich? Ah, sehr schön. Ich kenne zwei berühmte Österreicher.“ Auf diese Ankündigung hin erwartet man sich Mozart, Lauda oder zumindest Mateschitz. „Hans Krankl und Kurt Waldheim. Krankl war ein toller Spieler. Ich erinnere mich noch genau an seine beiden Tore gegen Deutschland 1978…“ Willkommen am Khan el-Khalili, dem alten Markt Ägyptens. Der ältere Herr am Basar scheint zu wissen, womit man einen Kunden aus Österreich ködern kann. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Geschäft.“ Lachend und freundlich wehre ich die Einladung ab. Meine Zeit ist knapp, ich möchte wirklich nichts kaufen, sondern nur ein wenig durch die engen Gassen mit ihren Geschäfte schlendern und das Treiben auf mich wirken lassen. Die Verkäufer sind alle sehr freundlich, wer aber auf jede Einladung sich selbstgemachte Parfums, Wasserpfeifen, Sponge Bobs in allen Größen oder Dinge des täglichen Lebens anzusehen eingeht, braucht wohl Jahre um den größten der Märkte Kairos zu besuchen. Ich schaffe in der Stunde die ich eingeplant habe nicht mal einen Bruchteil. Je weiter man in das Gewühl und die zahllosen Seitenarme des Marktes eindringt, desto weniger touristisch wird das ganze.

Moschee in Kairo

Bevor mich mein Fahrer wieder abholt, schaue ich mir noch im Vorbeigehen die Al Azhar Moschee an. Ohne Schuhe wandere ich durch das Gebäude in dem zahlreiche Muslime zum Gebet kommen oder einfach nur um sich zu unterhalten. Das Flair ist anders als man es aus christlichen Gotteshäusern gewohnt ist. Die untergehende Sonne taucht das Gebäude und die davorstehenden Palmen in ein Licht das von 1001 Nacht träumen lässt.

Leider ist meine Zeit um und ich muss mich schon wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Die Zitadelle und die Altstadt schaffe ich leider nicht mehr auf meinem Tagesausflug. Auch das ägyptische Museum schaffe ich bei weitem nicht. Im Flugzeug retour nach Hurghada, als ich über das nie enden wollende Lichtermeer über Kairo retour in die Wüste fliege ist eines klar: Kairo hat mich nicht zum letzten Mal gesehen.

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