Lesezeit: 3 Minuten

Wenn irgendwie möglich, vermeide ich die Fahrt mit dem Automobil. Fahrrad fährt man, als umweltbewusster Tiroler. Nur blöd, wenn das Reiseziel weiter weg ist als von zu Hause in die Arbeit oder in die nächste Bar zum Feierabendbier. Zug oder Flug?

Der Mann von Welt reist ja eigentlich per Flugzeug. Andererseits: wie kommt der Mann von Welt nach der Landung in Frankfurt in den Bestimmungsort im Hohen Taunus? Hmmm, gute Frage: auch ein günstiger Mietwagen ist nicht ganz gratis. Vom Airport mit dem Zug zum Bahnhof, anschließend weiter mit der regionalen Bahn – naja, dann doch lieber gleich mit der Bahn. Ausgewogene CO2 Bilanz, bequem im Abteil sitzen mit dem Laptop aufgeklappt brav die Zeit nutzend, um lange liegengebliebene Dinge endlich aufzuarbeiten. Klingt schön…. aber lesen Sie selbst.

Soviel vorweg: selbst wenn Ryan Air Sitzplätze und Toilettengebühr einstellt – schlecht geflogen ist noch immer besser als gut gefahren.

Erste Station: Innsbruck – München. Das Bahngleis ist voll von Menschen, die sich in inniger Umarmung nach dem gemeinsamen Wochenende nun doch trennen müssen. Ja, hart und ungerecht ist das, aber so spielt das Leben nun mal. Nichts dauert ewig an, auch kein romantisches Weekend in einer Fernbeziehung, denkt sich der Business Reisende voll bitterem Hohn und Zynismus.

Die kleinen Sünden…..

Nun weiß man: die kleinen Sünden straft der Herrgott sofort. Sogar sündige weil gehässige Gedanken wie es scheint. Der Zug ist rammelvoll. Platzreservierung? Fehlanzeige. Der Mann von Welt muss die ersten beiden Bahnstunden im Stehen verbringen, während die schmachtenden Romantiker, allesamt Bahnprofis da Dauerzügler wegen Wochenendbeziehung, sich wohlwissend einen Sitzplatz im Voraus ergatterten.

Die Luft im Zug ist eine ungelungene Mischung aus Salamibrot, Sommerschweiß und Bierdunst. Das hat auch so seine Vorteile, Appetit bekommt man keinen, da fällt das Fehlen der eigenen Bordverpflegung nicht auf. Von bravem Aufarbeiten liegengebliebener Agenden keine Spur. Das neue Ziel: Überleben! Bei gefühlten 75 Grad Celsius ein hehres. Für die Klimaanlage reicht der Strom wohl nicht.

Bahnhof München und das dringende Bedürfnis

Wer meint, bei solchen Temperaturen schwitzt man nicht nur seinen Sünden, sondern auch nicht genutzte Flüssigkeit aus, täuscht sich. Im Zug die Toilette besuchen ist nur schwer möglich. Wie in Indien, sitzen meine Mitreisenden am Boden, durchkommen quasi Mission Impossible. In München schaffe ich es gerade noch, aus dem Abteil zu hechten und im Eilschritt zur Bahnhofstoilette zu gelangen.

Das muss man den Bayern lassen. Sauberer als in Innsbruck sind die stillen Örtchen. Den Hochglanz lässt man sich aber auch teuer abkaufen. 1 € wird fällig. Aus Mangel an Optionen zahle ich widerwillig. Man lebt nur einmal. Und dieses Leben ist zu kurz, um sich vor lauter Geiz in die Hose zu pinkeln.

Rollstuhl oder Familie?

Nachdem ich mich am Bahnhof München mit lecker Brezen eingedeckt habe, muss ich auch schon zum nächsten Zug. Zwei Klassen nobler – die Platzverhältnisse präsentieren sich allerdings auch in der Deutschen Bahn ohne Reservierung nicht gerade einladend. Ich kann mich entscheiden, zwischen einem Abteil, das für Familien mit Kindern reserviert ist, dem Platz für Rollstuhlfahrer oder einigen weiteren Stunden Stehplatz. Rollstuhl wäre verwegen, stehen ist unbequem, Familie hingegen habe ich, wenn auch gerade nicht zur Hand.

Der Schaffner hat für meine Situation wenig Verständnis. Er will wissen, wo mein Kind ist.
„Habe keins dabei.“
„Was machen Sie dann hier?“
„Sitzen.“
„Das ist nur für Familien.“
„Sind eh keine da, alles frei.“
„Trotzdem nur für Familien.“

Zeit, das Feld zu räumen. Irgendwie gelingt es mir, einen Sitzplatz zu ergattern. Ein Reservierstreber scheint nicht aufgetaucht zu sein. Mit Siegerlächeln setze ich mich hin. Endlich! Eingequetscht, aber glücklich verbringe ich die restlichen Stunden wieder im Dunstkreis der Essensdüfte. Vom Kebap bis zur Schnitzelsemmel und dem wohlverdienten Sonntagsbier ist alles mit dabei. Warum nur haben nicht alle Reisenden den Anstand, sich mit geruchsneutralen Brezen zu verpflegen? Platz für den Laptop habe ich ebenfalls noch immer nicht. Dafür liegt die Bild am Sonntag herum. Naja, besser als nichts.

Wohl informiert rund um alle kleinen und großen Skandale, die die Welt nicht interessieren, erreiche ich Frankfurt. Wieder Verspätung. Im letzten Moment erreiche ich meinen Bummelzug in die Provinz. Zeit, ein Ticket zu lösen? Fehlanzeige. Der Schaffner zeigt sich verständnisvoll, ich darf im Zug bezahlen und entgehe der Strafe. Save the best for last, könnte man sagen.

Zug oder Flug? Das ist keine Frage….

Ist der Zug um soviel günstiger? Der große Preisunterschied, den es für die sündteuren Flüge nach Frankfurt einmal gab relativ zur Zugfahrt, ist nicht mehr auszumachen. Das Zugticket fällt ohne Vorteilscard oder sonstige Ermäßigung von Innsbruck nach Frankfurt mit rund 200 € schon recht happig aus. Wer früh genug dran ist mit der Buchung, kann sich über ein günstiges Flugticket freuen. Die Vorteile daran?

Toilette am Flughafen ist gratis.
Momentan hat noch jeder einen Sitzplatz.
Die Passagiere im Flugzeug sind weniger hungrig und nehmen sich keine übelriechenden Speisen mit.
Die Klimaanlage funktioniert.

Dieser Artikel wurde von unserem Reiseblogger geschrieben. Er spiegelt nicht unbedingt die Meinung der TUI Österreich wieder. Man sollte diesen Artikel durchaus unter dem Gesichtspunkt von Ironie und halbernst gemeinter Scherzhaftigkeit lesen 😉