Berlin – ein Stadtportrait
„Du bist verrückt mein Kind, du mußt nach Berlin.“- Franz von Suppe, österr. Schriftsteller
Dieses Zitat habe ich auf einem Kühlschrank Magneten in einem Souvenir Shop vor drei Jahren, während einer Berlin Reise, entdeckt. Dieses Zitat hat irgendetwas in mir bewegt. Den Magneten habe ich mir gekauft und an meinen Kühlschrank gehängt. Und nun? Drei Jahre später, habe ich es also tatsächlich gewagt. Seit knapp einem Monat habe ich nun meinen Wiener Gemeinde Bezirk, gegen einen Berliner Kiez getauscht. Statt Red Bull gibt es jetzt Club Mate, eine „Melange“ kennt man hier nicht und statt „gehen“ sagt man hier „laufen“ und statt „laufen“ sagt man hier „joggen“. Verwirrend, ich weiß!
Wir sprechen zwar (fast) die selbe Sprache – auch wenn „ich“ hier mehr nach „icke“ klingt, statt am „Magistrat“ meldet man sich hier beim „Bürgeramt“ an – und trotzdem ist es als wäre man nicht mehr mitten in Deutschland, sondern in einem kleinen Parallel-Universum. Und das nicht nur, weil hier alles so viel größer als im gemütlichen und überschaubaren Wien ist. Berlin hat so einige Vorzüge, die diese Stadt für mich nicht nur zum idealen Städte-Trip Ziel, sondern seit Neuesten, auch zu meiner Wahlheimat machen.
Hier findest du 6 Gründe, warum du – zumindest für ein Wochenende – nach Berlin kommen musst.
Berlin ist Besonders
Den Wienern sagt man einen gewissen Charme nach. Den Berlinern eher einen rauen und ruppigen Ton. Dem kann ich mich bisher überhaupt nicht anschließen. Kassierer an der Supermarkt Kasse, Passanten auf der Straße und sogar Busfahrer haben mich mit einem Berliner Lächeln empfangen. Naja gut, ab und zu macht auch hier mal der Busfahrer eine Durchsage, weil mal wieder jemand den Lichtschranken und somit die pünktliche Abfahrt verzögert. Aber auf den Witz und trockenen Sarkasmus der hierbei an den Tag gelegt wird, wäre jeder Wiener Kaffeehaus Ober neidisch.
„Die Berliner sind unfreundlich und rücksichtslos, ruppig und rechthaberisch, Berlin ist abstoßend, laut, dreckig und grau, Baustellen und verstopfte Straßen, wo man geht und steht – aber mir tun alle Menschen leid, die hier nicht leben können.“ – Anneliese Bödecker, dt. Soziologin
bErlin ist Eigenwillig
Bunt, bunter, Berlin. So könnte man den Mode Stil einiger Berlin beschreiben. Die anderen hüllen sich in Skandinavischer Zurückhaltung in ein weißes Shirt mit Hochwasserjeans, weißen Sneakers und Lederjacke. Wieder anderen könnte das Thema Mode nicht gleichgültiger sein.
Die verschiedenen Mode- und Musikszenen hier sind so vielfältig und ausufernd wie das Berliner U-Bahn und S-Bahn Netz.
Und trotzdem: in Berlin schreien die Menschen nicht nach Aufmerksamkeit. Im Gegenteil: jeder macht sein eigenes Ding und keiner käme auf die Idee einen anderen schief anzugucken. Manchmal muss ich mich selbst daran erinnern meinen inneren Wiener-Grantler runterzuschrauben und die Paradiesvögel hier in Berlin einfach für das zu nehmen was sie sind: Ein Teil des Stadtbilds, das Berlin zu dem macht was es ist.
Pop Up Pillow Fight am Potsdamer Platz? Ja, auch das kann dir an einem Dienstag Nachmittag in Berlin passieren, während du einen Brief zur Post tragen willst.
In Berlin lernt man die Feste zu feiern wie sie fallen und auch den Alltag mal für einen Moment lang los zu lassen und sich am helllichten Tag auf eine Kissenschlacht mit Fremden einzulassen.
In dieser Stadt kann man die Freiheit förmlich anfassen.
„Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner.“ – John F. Kennedy
beRlin ist Retro
Den Berliner Modestil in einem Satz zusammenzufassen ist unmöglich. Ganze Mode-Blogs widmen sich dem Berliner Street Style.
Kurz gesagt: es gibt hier nichts, das es nicht gibt. Von Punk-Rock hin zur Dragqueen, vom Hip Hopper hin zum Anzug-tragenden BWL-Student kannst du alles tragen. Sei es Opa’s alter Ski Overall, wenn es mal etwas kälter wird oder Tante Emmas Strickpullover mit Rentier Muster: in Berlin ist alles erlaubt. Sogar Socken in Sandalen. Vermutlich, wirst du sogar noch auf dein cooles Teil angesprochen und gefragt, wo du es gekauft hast.
Street Art gehört in Berlin mindestens genauso dazu, wie Überreste der Berliner Mauer. Sie geben der deutschen Hauptstadt ihren besonderen Look und beleben die ansonsten sehr grauen Ecken dieser Stadt. Geboren und aufgewachsen in Wien möchte ich sagen, dass Berlin (im Gegensatz zu meiner Heimatstadt) kein architektonisches Highlight ist.
Die Wiener Innenstadt ist nicht mal ansatzweise vergleichbar mit den teilweise tristen und einfallslosen Gebäuden, auf die man hier stoßen kann.
Doch Berlin hat etwas, das Wien nicht hat. Einen Flair, ein Sex-Appeal, eine Wildheit, einen Zauber, der sich kaum in Wort fassen lässt, aber immer wieder in den bunten aufregenden Graffitis dieser Stadt durch zahlreiche Künstler festgehalten wird.
Tipp: Besuche eine Street-Art Walking Tour und lasse dir von Graffiti Künstlern einen Einblick in ihre Arbeit und eine Stadtführung, der etwas anderen Art geben.
berLlin ist Lebensfroh
Ein Beitrag über Berlin, in dem das Wort „Berghain“ fehlt, wäre wirklich unvollständig. Parties, die sich über drei Tage lang erstrecken und die strengsten Türsteher der Stadt (oder ganz Europas?). Das Konzept von Zeit, bekommt bei Berliner Parties eine völlig neue Bedeutung! Wenn ich in Wien um Mitternacht in den Club kam, wurde bis 4Uhr – an guten Tagen vielleicht bis 6Uhr gefeiert. Die Schlange vor den Berliner Clubs beginnt erst um 3Uhr früh, denn wer vor 4Uhr auftaucht, hat sowieso schon vieles falsch gemacht. Der beste Tag, um in Berlin auszugehen ist nicht etwa Freitag oder Samstag Abend – echte Berliner schwören auf Parties am Sonntag Nachmittag!
Berlin bietet für jede Altersgruppe und jeden Musikgeschmack ein reichhaltiges Programm, sodass auch du zu deinen Beats durch den Tag tanzen kannst.
Achtung: in den meisten Berliner Club gilt striktes Handy(=Foto) Verbot. Meist bekommst du ein kleines Sticker auf deine Linse, damit du nicht in Versuchung kommst. Probiere gar nicht erst mit Berliner Türstehern zu diskutieren – du wirst immer den Kürzeren ziehen.
„Berlin, die größte kulturelle Extravaganz, die man sich vorstellen kann.“- Bowie, Musiker
berlIn ist innovativ
Zuerst musste ich an das Wort „industriell“ denken; doch Berlin hat längst weit mehr zu bieten als kalte Betonwände und freiliegende Metallrohre. Obwohl dieser Industrie-Chick wesentlich zum Berlin-Feeling beiträgt und leer-stehende Gebäude gerne zum Treffpunkt für spontane Parties genutzt werden, wird in Berlin nicht nur gefeiert, sondern auch hart gearbeitet.
Jeder Dritte den ich hier kennen lerne, arbeitet für (s)ein Start-Up. Die Gründer-Szene boomt in der deutschen Hauptstadt und mit Start Ups wie etwa „Wunderlist“ (eine To-Do List App, die nun von Microsoft gekauft wurden) kann Berlin locker mit Silikon Valley mithalten.
Und das Berlin bereits seit Jahren „international“ ist – und man hier mit Englisch oft sogar weiter kommt als mit Deutsch – muss hier nur mehr am Rande erwähnt werden, denn längst haben Expats (und dazu zähle ich mich jetzt auch) Berlin für sich entdeckt. Das bedeutet allerdings leider auch, das die günstigen Mieten – für die Berlin einst so berühmt war – (fast) nur mehr urbane Mythen sind.
„Ich war ein Student, und ich studierte in Berlin – o großer Gott, was studierte ich alles! Es ist mir heute noch ein Mirakel, daß ich nicht mit einem Riß, einem Sprung im Hirnkasten herumlaufe: die Gehirnerweiterung war zu mächtig.“ -Wilhelm Raabe, dt. Dichter
berliN ist Natürlich
Obwohl Berlin mit 3,5 Millionen Menschen definitiv eine Großstadt ist, findet man hier eine Vielzahl grüner Oasen mitten in der Stadt. Immer wieder überrascht Berlin mich mit grünen Alleen, die ich sonst nur aus Schönbrunn kenne. Eine meiner Lieblingsstraßen (auch toll zum Essen gehen oder Shoppen) ist die „Kastanienallee“.
„Ich fühle mich hier ein bißchen wie in Südfrankreich. Ich habe immer das Gefühl, ich müßte gleich an den Strand gehen.“ -Herbert Grönemeyer, dt. Musiker
Und so beginnt (m)ein Abenteuer in Berlin. Wenn auch du dich – zumindest für ein paar Tage – nach Berlin verirrst, teile deine Fotos doch auf Instagram unter dem Hashtag #discoveryoursmile mit uns! 🙂
Einfach Schööööön?
Das is mein zweites Zuhause!!
[…] Wochenende in Berlin. Seit September lebe ich nun in Berlin und um sich selbst zu verwöhnen, muss man oft gar nicht mal die Stadt verlassen. „Handy […]