Tosende Wellen, Bilderbuchstrände, 350 Sonnentage im Jahr und ein Mix aus portugiesischem Charme und afrikanischen Traditionen: Die Kapverdischen Inseln an der westafrikanischen Küste sind das bisher am besten gehütete Geheimnis des Atlantiks. 7 Gründe, warum die Insel Boa Vista die ideale Winterflucht ist.
7 Gründe, jetzt auf die Kapverden zu reisen
Lesezeit: 8 MinutenObwohl Boa Vista als drittgrößte Insel der Kapverden „nur“ eine Fläche von 620 km2 hat (im Vergleich: Wien hat eine Fläche von 415 km2), liegen rund um die Insel etwa 120 Schiffswracks. Warum vor einem so kleinen Eiland so viele Schiffe aufliefen, ist bis heute ein Rätsel, Theorien darüber gibt es viele – und die meisten davon sind abenteuerlich. So behaupten die einen, es gäbe kosmische Kräfte, die Schiffe anziehen, andere glauben an ungenaue Seekarten. Die lustigste Theorie gibt den Einwohnern die Schuld: Die sollen angeblich die Leuchttürme der Insel manipuliert haben, damit das Licht ausging – und stattdessen Ziegen Lampen an die Schwänze gebunden haben, damit die Schiffe die Orientierung verloren und kenterten. Beweise für diese Kreativität gibt es keine, als jedoch vor 40 Jahren das spanische Frachtschiff Santa Maria vor der Küste auf Grund lief, dauerte es nur eine Stunde, bis die Insulaner die Fracht an Land gebracht hatten; und sie konnten rund ein Jahr davon leben. Noch heute liegt das gigantische Wrack an der Boa Esperanca und kann besichtigt werden, zum Beispiel bei der „Geländewagentour – Postkartenmotive Boa Vista“ um € 75 pro Person.Was viele automatisch als Nachteil betrachten, ist in Wahrheit der Reiz der Insel: Ja, Boa Vista hat eine karge Vegetation. Auf den ersten Blick sieht man eine unendliche Weite, die scheinbar nichts als von der Sonne verbrannte Erde mit tiefen Rissen, menschenleere Steinwüsten und erodierte Vulkanschlote zu bieten hat. Doch genau diese Kargheit verströmt ein besonderes Flair – und bietet die besten Fotomotive. Zum Beispiel der „Grand Canyon“ der Insel, der wie ein kleineres Steinmeer seinem amerikanischen Namensgeber in Sachen Schönheit in nichts nachsteht. Lustig: Es gibt auch eine Straße, die von den Einheimischen als „Route 66“ bezeichnet wird – allerdings nicht, weil sie der US-Version ähnelt, sondern weil sie 6,6 Kilometer lang ist (bei der Tour „Geländewagentour – Postkartenmotive Boa Vista“ stoppt man sowohl beim „Grand Canyon“, als auch der „Route 66“).Man würde es nicht vermuten, aber auf Boa Vista gibt’s eine ordentliche Dosis Wüsten-Feeling: Weil der Nordostpassat stetig weht und den Sand der Sahara rund 500 Kilometer über den Atlantik zu den Kapverden treibt, sind in der Wüste Deserto de Viana Wanderdünen entstanden, mit weichen Hügeln und einem Meer aus Sand, das von den Insulanern „Sahara im Atlantik“ genannt wird. Lustig: Es gibt Ausflüge, wo man in der Deserto de Viana Halt macht und Dünensurfen ausprobieren kann, zum Beispiel bei der Tour „Schätze des Südens“ um € 40 pro Person.Boa Vista bietet insgesamt 55 Kilometer Strand – mit weißem Sand, türkisfarbenem Wasser und vor allem menschenleer. Wer jetzt auf Boa Vista reist, erlebt noch Momente der Einsamkeit und kann stundenlang am Strand spazieren gehen, ohne jemandem zu begegnen. Der schönste Strand (nicht nur von Boa Vista, sondern von den gesamten Kapverden) befindet sich im Süden der Insel: Der Praia de Santa Monica ist 18 Kilometer lang und touristisch (noch) kaum erschlossen. Allerdings hat ein britischer Milliardär 15 Kilometer davon gekauft und steht in Verhandlungen mit großen Hotelketten. In spätestens fünf Jahren wird hier eine künstliche Touristenstadt stehen, daher hat man jetzt die beste Chance, Boa Vista in seiner ursprünglichen Schönheit kennenzulernen.Die Kapverden liegen in Afrika, deshalb sind die Standards anders als in Europa, auch was den Straßenverkehr angeht. Die Insel Boa Vista hat zwar asphaltierte Straßen, die meisten Routen führen aber über abenteuerliche und holprige Strecken – und genau das macht den Reiz aus. Fährt man im Jeep über unebene Wege, steinige Straßen und hügelige Strände, hat man mehr das Gefühl, einen Adventure-Trip zu machen als einen gebuchten Ausflug: Der Begriff Off-Road wird hier wirklich zur Realität. Und wer noch eine Dosis Abenteuer drauflegen möchte, der erkundet die Insel auf einem Quad (Halbtags-Tour um ca. € 78 pro Person) und saust in Eigenregie zu den schönsten Orten der Insel.Der Tourismus auf den Kapverden ist jung, erst vor knapp zehn Jahren wurde auf Boa Vista der Flughafen gebaut, danach entstanden ein paar kleinere Hotels und Pensionen in Sal Rei. Die Highlights der Insel sind für Urlauber aber die zwei großen Hotelanlagen der RIU-Hotels: das RIU Karamboa im Norden und das RIU Touareg im Süden. Vor allem Letzteres ist eine Welt für sich: Gebaut im kargen Nirgendwo der Insel thront die Hotelanlage wie eine überdimensionale Sandburg direkt am Strand. Kein Gebäude ist höher als zwei Etagen, so erstreckt sich das Hotel auf einer gigantischen Fläche im malerischen Süden und bietet Platz für rund 1.500 Zimmer. Wer jetzt sagt, das sei viel zu groß, der irrt sich: Das Hotel ist so großzügig gebaut, dass es wie ein kleines Dorf wirkt, in dem jeder seine Ruhe findet, wenn er es möchte. Das 5-Sterne-Haus bietet einen 24-Stunden-All-inklusive-Service und punktet vor allem mit der Lage: Da sich rund um die Hotelanlage nichts befindet, ist es herrlich ruhig und der kilometerlange malerische Strand ist nur für die Hotelgäste. Zum Sonnenuntergang gegen 18 Uhr kann es sogar passieren, dass man völlig alleine ist, wenn man ein bisschen abseits des Hotels spaziert.Ursprünglich von den Portugiesen als Stützpunkt für (Sklaven-)Handelsfahrten und Exil-Ort für politische Häftlinge angedacht, entwickelte sich auf Boa Vista nach der Entdeckung im Jahr 1456 eine ganz eigene Dynamik: „Freie“ und Sklaven lebten friedlich zusammen, gründeten Familien und kreierten so eine ganz eigene Kultur aus verschiedensten Ethnien. Die Gesichter der Insulaner sind deshalb heute enorm vielfältig: Es gibt Hautschattierungen in allen Braunnuancen, viele europäische Gesichtszüge, aber natürlich auch Einwanderer vom afrikanischen Festland. Es herrscht jedoch europäisches Flair: Auch wenn man auf den Kapverden geografisch in Afrika ist: Die Inselgruppe wurde erst 1975 eine unabhängige Republik; zuvor waren sie portugiesisches Überseegebiet. Für Kapverden-Urlauber bedeutet das zum Beispiel, dass Geld zu wechseln nicht nötig ist: Auf Boa Vista ist der Euro völlig etabliert! Wer mehr über die Lebensart der Insulaner wissen will, sollte seinen Urlaub nicht nur am Strand verbringen, sondern auch mal durch die Dörfer fahren und dort einen Kaffee trinken. Ob Sal Rei, Bofarreira oder Rabil: Gerade abends treffen sich die Insulaner auf den Hauptplätzen ihrer Dörfer zum Plaudern und haben keinerlei Berührungsängste mit Besuchern.
Die Kommentarfunktion wurde geschlossen.