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3 Tage Dauerregen hinter mir, kalte Tage vor mir. Frau und Kind sind auf Besuch bei Schwiegermuttern in Oberösterreich. Das Leben ist ein Jammertal – und Innsbruck seine Mitte. Warum aber jammern? Die Welt ist schön, und einer der schönsten Flecken von ihr nur gut 2 Autostunden entfernt. Ein Anruf genügt, und schon ist ein Hotelzimmer am Gardasee reserviert, für mich und mein Rennrad.

Links und rechts neben der Straße den Brenner rauf Schnee. Die Wolken hängen noch tief an den Bergen. Am Horizont aber sieht man schon, was der Süden zu bieten hat. Ab Brixen strahlender Sonnenschein. Rund um Bozen sieht man schon die erste blühenden Knospen der Apfelbäume. Und nochmals eine Autostunde weiter steige ich in Bardolino aus und genieße den Luxus, die dicke Jacke im Auto lassen zu können. Angekommen, die zweite Heimat hat mich zum ersten Mal nach einer langen Winterpause wieder! Die schroffen Zacken der Alpen im Rücken, die Poebene vor einem, der Gardasee ist das Tor zum Süden.

Gardasee

Das Hotel am schönsten Platz der Erde

Seit nunmehr 30 Jahren komme ich regelmäßig hierher, bis vor 3 Jahren als Dauergast eines Campingplatzes, mittlerweile leider etwas seltener. Dafür mit umso mehr Genuss. Mein Domizil diesmal: Agriturismo La Zerla, etwas oberhalb von Bardolino. Seit Jahren schon nehme ich mir vor, hier mal zu logieren. Die Aussicht ist grandios. Zwischen Olivenbäumen stehend, erstreckt sich der ganze südliche Teil des Gardasees vor mir. Die Sonne reflektiert im Wasser, die Bäume blühen schon, links und rechts wachsen die Trauben, die im Herbst ihrer Bestimmung als Wein entgegenblicken. Die zwitschernden Vögel machen die Idylle perfekt. Das Hotel selbst ist ein altes Landhaus, das mit modernen Zimmern aufwartet.


Rennradfahren zwischen Bergen, See und Hügeln.

Schnell packe ich mein Rennrad aus dem Auto aus. Nein, lange Hosen brauche ich keine, dafür hat die Sonne schon zuviel Kraft. Genussvoll rolle ich die Serpentinen hinunter Richtung Bardolino. Kaum Verkehr, dafür umso mehr andere Gleichgesinnte, die rund um den See mit dem Rennrad unterwegs sind. Die Gardesana, die Straße rund um den See, im Sommer fast nicht zu befahren wegen dem Verkehr, in der Vorsaison ist sie eine echte Traumstraße. Im Süden führt sie zwischen Küste und der sanften Hügellandschaft des Veneto hindurch. Das Hinterland im Süden zwischen Bardolino und dem westlichen Seeufer bietet hügelige Landschaft, immer wieder rollt man an Burgen vorbei. Verona mit der historischen Altstadt ist lohnendes Ausflugsziel. Bei Peschiera kann man nach links abbiegen und dem Mincio entlang bis in die Poebene fahren, wenn es die Kondition zulässt, bis Mantua, etwas näher bietet Novezza einen tollen Ausblick über die Region. Oder man überquert die mittelalterliche Brücke in Borghetto, wo alljährlich das berühmte Tortellinifest stattfindet.

Im Norden, ab Malcesine, ist der Gardasee quasi von den Gipfeln des Monte Baldo eingrahmt. Steil reichen die Hänge hier bis fast ins Wasser. Die Straße schlängelt sich zwischen Berg und Wasser auf engstem Raum hindurch. Die Dörfer sind in den Hang hineingebaut. Ein besonderer Genuss: die Strada Panoramica bei Malcesine, die etwa 4 Kilometer hinaufführt und einen atemberaubenden Blick über den See bietet. Wer den Gardasee umrunden möchte, auf den warten knapp 150 abwechslungsreiche Kilometer zwischen Bergen, Küste und Hügeln.

Den Nachmittag verbringe ich in Bardolino, am Hafen bei Cappuccino, Brioche und der Gazzetta dello Sport. Die Stadt ist an diesem Sonntagnachmittag rammelvoll mit Veronesern, die einen Ausflug zum See machen. Wie auf einem Catwalk führen die modebewussten Italiener ihren Kleiderschrank aus. Der Ort hat sich in den letzten 15 Jahren stark verändert. Die kleinen Supermärkte und Geschäfte sind Boutiquen und Schuhgeschäften gewichen, die dem zahlungskräftigen Urlauberklientel das Geld aus der Tasche locken. Zum Glück war man aber schlau genug, den Charme des Ortes mit seinen alten Gebäuden zu erhalten. Viel wurde in die Renovierung des Stadtbildes investiert.

Abends geht die Sonne langsam hinter den Bergen unter und lässt den See rot erglühen. Mein Magen meldet: Zeit für die Pizza bevor es wieder hinauf auf den Hügel zum Hotel geht. Eins weiß ich jetzt schon: es wird nicht der letzte Besuch am Gardasee in diesem Jahr bleiben.

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