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Der tropische Inselstaat der Seychellen war schon lange auf meiner Bucket List. Ich war gerade 14 Jahre alt, als ich Fernseh-Werbung mit einem ganz bestimmten weißen Traumstrand bestaunte. Es sollte sich herausstellen, dass der „Anse Source d’Argent“ mitten im indischen Ozean liegt. „Das ist das Paradies auf Erden,“ dachte ich und beschloss, eines Tages genau dort Urlaub zu machen. Es sollte etwas dauern, bis mein Urlaubstraum in Erfüllung ging. Schließlich, über zehn Jahre später, stieg ich in den Flieger. Auch, wenn das fast schief ging.

Startschwierigkeiten auf dem Weg ins Paradies

Der Traum vom Paradies drohte gleich am Beginn zu platzen. Am Flughafen in München, von dem unser Flug starten sollte, fand ich meinen alten, abgelaufenen Reisepass in der Handtasche vor. Die Zeit stand still während die Uhr tickte. Als österreichische Staatsbürgerin konnte ich in München keinen Notfallreisepass beantragen. Der Retter in der Not war mein Schwager, der sich kurzerhand ins Auto setzte und den Pass in Rekordzeit nach München brachte. Nach zwei Stunden schwitzen, beten und hoffen, rettete er gerade noch rechtzeitig die Traumreise. Eine kurze Umarmung und einen langen Sprint später stiegen wir in unser Flugzeug. Die Fluglinie hatte gewartet – Gott sei Dank!
Und beim Landeanflug auf das Archipel war dann schon klar, warum die Seychellen immer wieder mit dem Garten Eden verglichen werden: Wie grüne Juwelen liegen die Inseln verstreut inmitten des türkisblauen Ozeans, umsäumt von weißen Sandbuchten und meterhohen Granitfelsen. Zu den Einwohnern zählen die schwersten Landschildkröten der Welt und mit der Coco de Mer genießen die Seychellois die wohl sinnlichste Frucht der Welt. Das und vieles mehr macht den Inselstaat zum Paradies auf Erden. Kein Wunder, dass die Seychellen auf meiner Bucket-List ganz oben standen. Als Liebhaber weißer Sandstrände und als passionierte Taucherin ist die Inselgruppe mein ideales Urlaubsziel. Und so nahmen sich mein Mann David und ich drei Wochen Zeit, um die Inseln Mahè, Praslin und La Digue zu erkunden.

Auf der Hauptinsel Mahè

Was hätten wir versäumt, wären wir nicht in diesem Flieger gesessen. Weiße, palmengesäumte Strände, Granitfelsen die sich im klaren Wasser auftürmen bis hin zu im Dschungel versteckten Wasserfällen – und das alles bereits auf der Hauptinsel Mahè. Häufig wird die „geschäftige“ Hauptinsel nur als Stopover eingeplant, wir blieben eine ganze Woche und erkundeten Mahè per Mietauto.
Unter Kennern gilt Mahè als Geheimtipp. Denn die Insel bietet Natur im Überfluss, bergige Wandermöglichkeiten und unberührte Traumbuchten. Die Hauptstadt Victoria hat nur zwei Ampeln, dafür einen Kreisverkehr mit dem kleinen Bruder des Big Bens als Zeugnis der früheren britischen Kolonialherrschaft als zentralen Treffpunkt. Von Mahè aus machten wir zahlreiche Boots-und Tagesausflüge, z.B. nach Moyenne Island, dem kleinsten Nationalpark der Welt.

Gratis ist der Traum freilich nicht. Eine Nacht im Paradies kann ohne Weiteres tausend Euro und mehr kosten. Kein Wunder, dass hier die Superreichen ihren Urlaub verbringen. Das Paradies offenbart sich aber nicht nur Urlaubern mit endlosem Budget. Wir fanden für rund 80 Euro die Nacht eine Unterkunft direkt am Meer. Und das Beste: Ein leckerer Mangobaum thronte in unserem tropischen Garten. In dessen Schatten dösten drei Riesenschildkröten, die täglich gefüttert und gekrault werden durften.

Für Frühstück und gute Gesellschaft war also gesorgt, fehlte nur noch Mittag- und Abendessen. Das Paradies lässt hier keine Wünsche offen. Gleich um die Ecke hatte eine kreolische Meisterköchin ihr kleines Take-Away mit Currys und lokalen Köstlichkeiten. Da konnten selbst die schicken Restaurants nicht mithalten.

Praslin, die Heimat der berühmten Coco de Mer

Mit der Air Seychelles kommt man in nur wenigen Minuten von Mahè nach Praslin. Wir entschieden uns gemeinsam mit den Locals für die zweistündige Fährfahrt. Highlight war auf Praslin die UNESCO Weltkulturerbstätte Vallée de Mai. Nur hier und auf der kleinen Schwesterinsel Curieuse wächst die Coco de Mer, wie uns unser Guide wissen lässt. Er erzählte uns, dass es die Riesenkokusnuss schon auf 42kg gebracht hat und als Wunderfrucht viele Krankheiten heilt. Von Praslin lässt sich mit einer kurzen Überfahrt auch Curieuse Island erreichen, wo wir den frei herumlaufenden Riesenschildkröten am Strand Gesellschaft leisteten.

La Digue – die kleine Insel mit dem Strand aus der Fernseh-Werbung

Die Anreise auf La Digue ist einfach. Während manche mit dem Hubschrauber kommen (besonders einfach aber teuer), nehmen andere einfach die 15minütige Fähre von Praslin. Auf La Digue selbst regiert im Verkehr das Fahrrad – oder der traditionelle Ochsenkarren. Autos gibt es keine. Und das sorgt dort für ganz besondere Insel-Vibes. Mit unseren Fahrrädern radelten wir auf La Digue von Strand zu Strand und kamen endlich an jenen Ort, der mich schon so viele Jahre begeistert hatte: Der malerische Anse Source d’Argent. Feiner, pudriger Sand, irgendwo im Hintergrund Reggae-Sound von einem Obstverkäufer und vor uns das kristallklare Wasser begrenzt durch den blauen Horizont.

Viele planen La Digue im Rahmen eines Tagesausflugs ein, wir empfehlen unbedingt mehrere Tage auf der ruhigen Insel zu verbringen.

Fazit: Einzigartige Flora und Fauna im Überfluss

Die Seychellen auf die malerischen Traumstrände zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen. Wer auf Erkundungstour geht, findet hinter jeder Kurve unbezahlbare Aussichten und atemberaubende Vegetation. Neben unzähligen endemischen Pflanzen wächst nur hier die Coco de Mer, deren feminine Kurven an die verbotene Frucht – und damit einmal mehr an den biblischen Garten Eden erinnern. Auch die wuchtigen Granitfelsen bergen ihre ganz eigene, uralte Geschichte. So zählen die Felsen auf der Hauptinsel Mahè zu den ältesten geologischen Formationen der Erdoberfläche überhaupt.

Für Naturliebhaber und tropische Faulenzer sind die Seychellen definitiv das Paradies auf Erden. Und für mich ein riesen großes „Check“ auf meiner Bucket-Liste.